Vereinshistorie

1897 – Die Anfangszeit der Altkirchner Schützen

Die Altkirchener Schützen haben in mehr als 100 Jahren das Dorfleben mitgestaltet und den örtlichen Gemeinsinn gepräg. Freude am Schießsport, Traditionsbewusstsein und Geselligkeit zeichnen sie aus. Nach mündlichen Überlieferungen reichen die Anfänge der Schützen bis ca. 1897 zurück. Um diese Zeit betrieben sie am nördlichen Waldrand vom Stauchartinger Weg einen Schießstand. Die ersten Ausgaben für den Schießbetrieb wurden jedoch erst 27 Jahre später, am 12. Oktober 1925, im offiziellen Gründungsjahr dokumentiert. Die Schießkladde verzeichnet die ersten Schießergebnisse am 13. Dezember 1930, das letzte Schießen vor dem Zweiten Weltkrieg fand am 1. April 1939 statt. Bis dahin war der Feuerwehrkommandant Sebastian Glasl Schützenmeister und Jakob Beil Kassier.

Jakob Beil

Sebastian Glasl – 1939

Gruppenbild beim Wirt 1961

Wiedergründung und Anschluss zum Schützengau

Mit dem Namen Schützengesellschaft Gemütlichkeit Altkirchen e.V. erfolgte die Wiedergründung am 26. November 1953. Gleichzeitig schloss sich der Ver­ein dem Schützengau Holzkirchen an. Die Gründungsversammlung wählte Paul Öckler zum 1. und Michael Köglsperger zum 2. Schützenmeister, Hans Trischberger zum Schriftführer und Michael Jaud zum Kassier. Geschossen wur­de bis 1962 beim Wirt und zwar auf recht abenteuerliche Weise: vom Gast­zimmer durch eine Luke, über den Gang zum Stand in ein Nebenzimmer. Dabei passierte es, dass einem Aufzeiger in die Finger geschossen wurde. Als im gleichen Jahr der Wirt Franz Schmid seine Gastwirtschaft aufgab, stellte Jo­sef Ruml, der Schwoager aus Gumpertshausen, das Mesner-Anwesen Alt­kir­chen Nr. 15 zur Verfügung. Der Ausbau erfolgte in Eigenleistung und bereits nach vier Wochen konnte am 24. November das erste Schützenheim durch den Ortspfarrer Oswald Karl eingeweiht werden. 1971 wurde, ebenfalls in Eigenleistung, ein 78 m2 großer Erweiterungsbau fertig gestellt, nach an­fäng­lich drei standen nun sieben Schießstände zur Verfügung. Paul Öckler förderte dieses Vorhaben mit einem privaten, zinslosen Darlehen von 5.000 DM.
Ein großer Tag für die Vereinsgeschichte und für das Dorf war die Fahnen­­­wei­­he am 19. Juni 1977. Johann Öckler übernahm das Amt des Fahnen­­jun­kers, Fah­nen­be­glei­ter waren Johann und Valentin Portenlänger, Valentin Beil der Ta­ferl­bub. Weiter fungierten Anni Gruber als Fahnenmutter und Anneliese Killer als Fahnenbraut, die Festjungfrauen waren Maria Ailer, Ursula Jaud, So­phia Öckler, Ingrid Wiedl und Bernadette Langers. Die Endlhausener Schüt­zen erschienen als Patenverein, die Weihezeremonie nahm Pfarrer Bern­hard Glöckle vor. Valentin Beil hatte gerade seine neue Maschinenhalle in der Eichenhausener Straße fertig gestellt, die 600 Personen für eine aus­gie­bige Feier Platz bot. Ein Höhepunkt war die Ehrung von Schützen für 40-, 25- und 20-jährige Mitgliedschaft. Am Pokalschießen vom 4. – 12. Juni nahmen 17 geladen Vereine mit 316 Schützen teil. Viele Erfolge und be­deu­ten­de Er­eig­nisse kennzeichnen den Lauf der Vereinsgeschichte.

Rosl am Schießstand

Schützen mit Tafel

Martin und Rosl – Schützenkönige 1964

Einführung Schützenkranzl, Schützenausflug und Adlerschießen

1955 wurde das bis heute stattfindende alljährliche Schützenkranzl, eine stets gut besuchte Tanzveranstaltung eingeführt. 1958 fand zum ersten Mal der inzwischen schon traditionelle Schützenausflug statt. Der letzte führte übrigens 2005 in die Pfalz, der Heimat Pfarrer Wolfgang Bouchés. Der Gottesmann ließ es sich  nicht nehmen, die stets heiter gestimmte und informative Reiseleitung zu übernehmen. Das langjährige Mitglied Peter Bosch, Schreinermeister aus Sauerlach, führte 1958 das jährliche Adlerschießen ein. Die Tradition führte Martin Diesl sen. fort und fertigte nach einer alten Form Boschs den Adler aus Fichtenholz mit reichen Verzierungen, wie Federn, Krone und Ringen, die es von den Schützen zu treffen gilt. Seit 2010 hat dieses Amt Sepp Jaud übernommen. Gewinner dieses Wettschießens ist, wer das letzte Holzspreiz der Figur vom Metallträger schießt.

1960 wird vom 1. Schützenmeister Paul Öckler eine neue Schützenkette gestiftet, an die der jeweilige Schützenkönig einen Taler anbringen lässt. 1964 stiftet Josef Öckler, Bürgermeister von Oberbiberg, zum ersten Pokalschießen der Gemeinden Eichenhausen, Endlhausen und Oberbiberg einen Wanderpokal, der bis 1978 stets von den Altkirchenern gewonnen wurde. Seit 1979 wird der Pokal auf einen Glücksschuss ausgeschossen.

Einführung der Schützenuniform und Fahnenweihe

Seit 1976 tragen die Schützinnen und Schützen bei Festlichkeiten wie z.B. dem Jahrtag eine einheitliche Kleidung. Im gleichen Jahr errang der 15-jährige Valentin Portenlänger beim Stand-Eröffnungsschießen in Valley mit 99 Ringen den 1. Preis auf Meister, dann den 1. Platz im Luftgewehrschießen der Jungmannschaften bei der Bayerischen Meisterschaft, außerdem sicherte er sich den 1. Platz beim DSBPokal im Mannschaftswettbewerb der Jugend. 1977 war das Jahr der Fahnenweihe, schließlich erfolgte 1978 die Eintragung ins Vereinsregister. Das 7. Gau-, Schüler-, Jugend-, Junioren- und Damenschießen wurde zum ersten Mal in Altkirchen mit einer Rekordbeteiligung von 208 Schützen ausgetragen. 1980 gab Paul Öckler nach 27 Jahren aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Schützenmeisters ab. Daraufhin wurde er von der Mitgliederversammlung einstimmig zum Ehrenschützenmeister ernannt.

1983 überstieg die Mitgliederzahl des Vereins die 100. 1989 nahm Georg Portenlänger seine Ernennung zum Ehrenschützenmeister entgegen, er starb 1993. Zu seinen Ehren fand vom 30. November bis 10. Dezember 1995 ein Gedächtnisschießen statt, an dem 433 Schützen aus dem Gau Holzkirchen teilnahmen. Johann Trischberger jun. nahm von 1976 – 1996 an Länderwettkämpfen teil. Er wurde in diversen Disziplinen mehrmals Bayerischer und Deutscher Meister.

Texte: Reinhold Löschinger, Sauerlach; Helmut Berthhold, Arget; Hermann Groeneveld, Altkirchen
Fotografie & Gestaltung: Hermann Groeneveld, Altkirchen

Schützenfahne vorne, klein

Schützenfahne hinten, klein